Eine klassische Wundertüte
Wenn die Lilienthaler Tennis-Herren am Montag ihr erstes Punktspiel der diesjährigen Nordliga-Sommersaison gegen den TC RW Wahlstedt bestreiten (Beginn 11 Uhr), dann wird die TCL-Formation nicht mehr allzu viel mit der Mannschaft des Vorjahres zu tun haben. Es hat sich einiges getan am Lilienthaler Sportpark. Mauro Piras und Tim Richter sind weg, dafür ist mit Daniel Richter ein neuer Cheftrainer verpflichtet worden.
Im besonderen Fokus: Neuzugang Tim Nekic muss als neue Lilienthaler Nummer eins in die Fußstapfen von Mauro Piras treten. (Hans-Henning Hasselberg)
Drei Spieler des sechsköpfigen Stammkaders schlagen überhaupt zum ersten Mal für den TC Lilienthal auf: Während Tim Nekic und Alexander Brüggenwerth in der hiesigen Tennisszene noch bestens bekannt sind, dürfte der Name Antun Pehar hierzulande kaum jemandem geläufig sein. Mit der Verpflichtung des 25 Jahre alten Kroaten brechen die Lilienthaler in gewisser Weise einen ihrer jahrelangen Grundsätze. Denn bisher hatte man sich beim TCL immer strikt dagegen entschieden, einen Ausländer nur für die Punktspielsaison zu verpflichten, beziehungsweise „einzukaufen“.
Doch die Pehun-Verpflichtung ist gewissermaßen aus der Not geboren – und soll letztlich eben auch die eigene zweite Mannschaft in der Verbandsliga schützen. „Hätten wir Antun nicht geholt, dann hätten wir den Kader der Zweiten wohl auseinanderreißen müssen“, erklärt Teamkapitän Ahmad Hamijou, „und das sollte dann eben auch nicht passieren.“ Also knüpfte Neuzugang Tim Nekic den Kontakt zu Pehar – und dieser wird nun auch den kompletten Mai in Lilienthal weilen und auch mit der Mannschaft trainieren. „Er ist kein Söldner“, stellt Hamijou unmissverständlich klar.
Der TCL-Mannschaftsführer selbst hat den Wechsel von Nekic vom Club zur Vahr nach Lilienthal eingefädelt. Die beiden kennen sich schon viele Jahre, Nekic soll nun an Position eins in die riesigen Fußstapfen von Mauro Piras treten. Dahinter wird Luis Lentz spielen. Der Nachwuchsmann plagte sich aber zuletzt viele Wochen mit Kniebeschwerden rum, stieg erst in dieser Woche wieder ins Training ein. Ganz ähnlich ist die Sachlage beim an Position vier spielenden Hamijou, der den kompletten März und April wegen einer Adduktorenverletzung aussetzen musste.
Zwischen Hamijou und Lentz wird Neuzugang Pehar an Position drei auflaufen. An fünf folgt dann Niklas Richter, Alexander Brüggenwerth vervollständigt das Team an Position sechs. Der Neuzugang vom Stader TC könnte an der hinteren Position ein ganz wichtiger Faktor werden. „Der Klassenerhalt ist ein absolut realistisches Ziel“, sagt Hamijou, der den aktuellen Leistungsstand der Konkurrenz allerdings noch nicht wirklich einzuschätzen vermag. Dasselbe gilt übrigens auch für den eigenen Kader.
„Ich weiß wirklich nicht, wo wir stehen“, so der TCL-Kapitän angesichts der eher holprig verlaufenen Vorbereitungszeit mit den langwierigen Verletzungen einiger Spieler. Nichtsdestotrotz ist die Vorfreude groß: „Es ist gut, dass es jetzt losgeht. Die Stimmung ist prima, und wir freuen uns auf die Saison.“ An diesem Sonnabend absolvieren erste Damen und erste Herren noch einmal ein intensives Trainingscamp auf der Anlage am Sportpark. Was dann am Ende der Saison rauskommt – da ist auch Ahmad Hamijou gespannt. So gesehen ist diese Sommersaison eine klassische Wundertüte: „Wie eigentlich ja immer bei uns.“
© Wümme Zeitung vom 29.04.2017 / Tobias Dohr