Der erste Schritt ist getan

Mauro Piras hat sein erstes großes Ziel erreicht. Beim mit 10 000 US-Dollar dotierten 10. NTV-ITF-Future-Weltranglistenturnier in Bad Salzdetfurth schaffte es der 27-jährige Akteur des TC Lilienthal bis ins Viertelfinale. Zwei Weltranglistenpunkte waren der Lohn für Piras‘ zwei Erfolge bei diesem exquisit besetzten Turnier. Damit ist der Lilienthaler seinem Vorhaben, ab kommendem Frühjahr noch einmal alles auf die Karte Tennis zu setzen, ein großes Stück näher gekommen.


Die ersten Weltranglistenpunkte sind da: Lilienthals Mauro Piras schaffte es in Bad Salzdetfurth bis ins Viertelfinale. (Hans-Henning Hasselberg)

Piras benötigte unbedingt zumindest einen Weltranglistenpunkt, um demnächst bei Turnieren der ITF-Future-Tour überhaupt die Chance zu haben, für das Hauptfeld gesetzt zu werden. Nun sind es durch den Viertelfinaleinzug in Bad Salzdetfurth sogar deren zwei geworden. Damit rechtfertigte der Lilienthaler nicht zuletzt auch das Vertrauen, dass die Veranstalter mit der Vergabe einer Hauptfeld-Wildcard in ihn gesetzt hatten.

In der ersten Runde bekam es Piras mit Bastian Wagner vom TC 1899 Blau-Weiß Berlin zu tun. Der 22-Jährige ist immerhin Nummer 54 der deutschen Rangliste und wird mit seinen derzeit 18 Punkten sogar auf Platz 864 der Weltrangliste geführt. Für Mauro Piras war Wagner indes ein unbeschriebenes Blatt. Von Anfang bis Ende entwickelte sich eine extrem ausgeglichene Partie. Nur zweimal – zu Beginn des zweiten Satzes – konnten sich die beiden Akteure gegenseitig breaken. Am Ende hatte Piras in den entscheidenden Momenten dann ein kleines bisschen mehr zu bieten und siegte mit 7:5 und 7:5. „Auf diesem Niveau entscheiden dann tatsächlich nur zwei, drei Punkte über Sieg oder Niederlage“, sagte Piras.

In Runde zwei wartete ein noch etwas größeres Kaliber. David Pichler aus Österreich, 20 Jahre jung, ist nicht nur die Nummer neun der österreichischen Tennis-Rangliste, sondern steht mit 45 Punkten auch auf Rang 631 der Weltrangliste. Doch auch das reichte nicht, um gegen Piras zu bestehen. Der Lilienthaler setzte sich in einem komplett ausgeglichenen ersten Durchgang im Tiebreak des ersten Satzes mit 7:2 durch und ließ dann im zweiten Abschnitt ein relativ souveränes 6:3 folgen. Damit war tatsächlich schon der Sprung ins Viertelfinale geschafft und gleichzeitig der zweite Weltranglistenpunkt eingesammelt. Und es hätten sogar noch mehr werden können.

Denn auch dem erfahrenen Polen Andriej Kapas lieferte Piras ein hochklassiges Duell auf Augenhöhe. Der 27-jährige Kapas tourt seit vielen Jahren als Tennisprofi durch die Welt, steht aktuell auf Rang 537. In seinem besten Jahr (2006) hatte es der Pole sogar schon mal bis auf Platz 323 geschafft. Piras führte im ersten Satz mit 6:5 und konnte dann – bei Aufschlag Kapas – eine 30:0-Führung herausspielen. Doch der routinierte Pole befreite sich aus dieser für ihn äußerst prekären Lage, rettete sich in den Tiebreak und siegte dort schließlich noch mit 7:4. „Da hat mir vielleicht ein bisschen der Mut gefehlt“, ärgerte sich Piras nach dieser vergebenen Großchance hinterher ein wenig.

Im zweiten Durchgang lag der Lilienthaler dann schnell mit 0:3 zurück, hatte im weiteren Verlauf des Satzes aber noch etliche Breakbälle, um das Ergebnis zu korrigieren. Doch auch diese konnte er nicht mehr nutzen. So gingen Piras am Ende vier weitere Weltranglistenpunkte durch die Lappen – für das Erreichen des Halbfinals hätte es in Bad Salzdetfurth gleich deren sechs gegeben. Nichtsdestotrotz war der Lilienthaler mit dem Verlauf des Turniers alles in allem schon zufrieden: „Man hat gemerkt, dass man mithalten kann.“

Wirklich genug vom Tennis hatte Piras aber offenbar immer noch nicht. Denn er fuhr direkt nach dem Spiel gegen Andriej Kapas von Bad Salzdetfurth ins knapp 200 Kilometer entfernte Halle nach Westfalen, um dort an einem DTB-Ranglistenturnier, den 28. Gerry-Weber-Indoor-Open, teilzunehmen. Dort angekommen ging es direkt wieder auf den Court. Gegen den Berliner Robert Strombach (Nummer 127 der deutschen Rangliste) setzte sich Piras mit 6:3, 6:4 durch.

Im Achtelfinale wartete dann David Eisenzapf (98) vom Club an der Alster auf die aktuelle Nummer 304 in Deutschland. Piras setzte sich gegen die Nummer fünf der Setzliste aber relativ ungefährdet mit 6:1 und 6:4 durch und hatte es somit erneut ins Viertelfinale geschafft. Hier wartete mit Philipp Scholz (Versmold) nun nicht nur die Nummer zwei der Haller Setzliste, sondern auch die Nummer 71 der deutschen Rangliste. Mit letzter Kraft rettete sich Piras zum 3:6, 6:2 und 6:1-Erfolg – und stand somit im Halbfinale.

Dort war gegen Lokalmatador Lennart Zynga (80) dann aber endgültig Endstadion. Mit 3:6, 7:6 und 3:6 musste sich Piras dem späteren Turniersieger geschlagen geben und trat mit ziemlich schweren Beinen die Heimreise an. „Da war ich dann wirklich ganz schön kaputt.“ Viel Zeit zum Ausruhen hat der Lilienthaler aber nicht. Denn Piras wurde vom niedersächsischen Verband für die Norddeutschen Meisterschaften nominiert. Am Freitag tritt er deshalb bereits die nächste Reise Richtung Kiel an.

Zu dem mit insgesamt 9000 Euro dotierten Einladungsturnier können die Verbände Berlin-Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordwest, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein jeweils eine vorgegebene Anzahl an Startplätzen verteilen. Nicht zuletzt durch die beiden jüngsten Turnierteilnahmen hat Mauro Piras eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er vom NTV vollkommen zurecht nach Kiel geschickt wird.

© Wümme Zeitung vom 02.11.2016 / Tobias Dohr


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